Buecher und Broschueren

Deutsches Mauthausen Komitee Ost e.V. (Hrg.): Aktenvermerk R. u. (Rückkehr unerwünscht).
Bericht über die Solidarität und den Widerstand im Konzentrationslager Mauthausen 1938 bis 1945.

Neuauflage 2015 der 1979 in der DDR erschienenen Ausgabe. Kt., 236 Seiten, ISBN 978-3-932246-91-3

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Inhalt:


Vorwort:

Zugegeben, es fällt mir nicht leicht, diese gewissermaßen selbstauferlegte Verpflichtung zu erfüllen, dem in einer Erstauflage von 1979 vom Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR herausgegebenen Buch mit dem Titel "Aktenvermerk R. u." ein notwendiges Wort voranzustellen.

Ich bin mir der gewiß sehr ambivalenten Reaktionen der Leser, aber auch derjenigen bewußt, die mit ihren Erlebnisberichten der Nachwelt Zeugnisse erhalten wollten, die offenbar auch 60 Jahre, nachdem sich die Tore dieses Lagers für die ersten Häftlinge "vorwiegend politische" hinter ihnen schlossen, an erzieherischem Wert nicht verloren haben.

Die Öffnung der Tore des KZ Mauthausen mit seinen 49 Nebenlagern auf österreichischem Boden am 5. Mai 1945 erlebte nicht einmal die Hälfte der weit mehr als 200.000 Menschen aus allen europäischen Ländern und Übersee.

Die Diskussion in der Lagergemeinschaft ehemaliger Mauthausener, Hinterbliebener und Freunde hat schon im Vorfeld viele Gedanken ausgelöst, auf deren Grundlage manch einer eine gründliche Überarbeitung für notwendig erachtete. Das betrifft vor allem die Wertung subjektiver Erlebnisse; die scheinbar oder tatsächliche (?) Überbetonung der Rolle der politischen Häftlinge, darunter der deutschen Kommunisten; die doch recht pauschale Verwendung des Begriffs Antifaschisten, was ganz sicher nicht, zumindest nicht von vornherein, z.B. für die Gründe ihrer Einlieferung in das KZ auf verschiedene Opfergruppen zutreffend ist.

Die auf dem Boden von Schwarz-Weiß-Denken zu Zeiten der DDR z.T. sehr schematischen, vereinfachten Sichten auch in diesem Bereich historischer Darstellungen widerspiegeln meines Erachtens vielmehr den vorgegebenen "ideologischen" Effekt für dieses Buch, weniger aber die persönlichen Kenntnisse, Erkenntnisse und Erfahrungen der 35 Autoren, deren Erinnerungen dem Buch zugrunde liegen. Von den 35 ehemaligen Häftlingen, die sich vor etwas mehr als 20 Jahren dieses inneren Auftrags angenommen haben, für die das Übertreten einer Erinnerungsschwelle mitunter ein erneutes Martyrium bedeutete, leben im 60. Jahr der Öffnung des KZ Mauthausen noch acht!

Wenig, viel zu wenig ist von den Erinnerungen all derer, die diese Hölle Mauthausen durchlebten, erhalten geblieben. Umsomehr scheint es mir wichtig und richtig zu sein, auch diese Dokumentation mit dem Tod verheißenden Titel "R.u." – "Rückkehr unerwünscht" – zu erhalten und einem möglichst großen Kreis neuer, junger Leser zugänglich zu machen. Ein Anliegen, das uns als LAG Mauthausen heute, angesichts in beängstigender Weise wachsender nationalistischer, rassistischer, antisemitischer und ausländerfeindlicher Tendenzen im nunmehr vereinten Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern, sehr am Herzen liegt.

Wir haben aus all den Gründen auf eine langwierige generelle Überarbeitung des Buches verzichtet. Wir sind uns der Unzulänglichkeiten mancher "Wertungen" – nicht erst aus heutiger Sicht – bewußt. Aber auch das gehört zur historischen Wahrheit der DDR.

Den Leser bitte ich, das Buch als das zu betrachten, wofür die Autoren mit ihren Erlebnisberichten stehen – als einen Bericht über Solidarität und Widerstand im KZ Mauthausen. Wir wissen auch, daß Solidarität und Widerstand nicht auf das Dargestellte beschränkt waren, auch daß diese Handlungen nicht in jedem Falle einen bewußten, politisch motivierten Hintergrund hatten, oft der Kampf um's nackte Überleben das treibende Motiv war. Eines aber scheint – jedenfalls Mauthausen betreffend – unwidersprochen zu sein: Der politisch motivierte Widerstand, die Solidarität der Häftlinge waren gewissermaßen der Motor zum Überleben und Solidarität und Widerstand hatten viele Gesichter, darunter unbestritten auch das Gesicht deutscher Häftlinge, die sich auch unter diesen unmenschlichen Bedingungen "ein Verdienst um das Wohl des Deutschen Volkes und Staates..." (Bundesentschädigungsgesetz, BEG) erworben haben.

Ihnen widmen wir diese Neuauflage aus Anlaß des 60. Jahrestages der Errichtung des KZ Mauthausen in Oberösterreich am 8. August 1938.

Dank den ehem. Mauthausen-Häftlingen, die in Nachworten ihre Erinnerung an dieses Ereignis aus heutiger Sicht ausgedrückt haben. Dank auch den ehemaligen Mauthausen-Häftlingen, die mit ihren Spenden die Herausgabe dieser Neuauflage ermöglichten.

Berlin, Juni 1998
Dr. Ludwig Einicke, Vorsitzender LAG Mauthausen in der BRD


Autoren:

Ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen, deren Aufzeichnungen die Herausgabe dieses Buches ermöglichten: